GENETIK DER CANNABISSORTEN

  • Sativa-Indica-Einteilung: irreführende und willkürliche Einteilung?
  • Genetische Analysen: Ursprung aller Cannabissorten ist Cannabis sativa
  • Neue Einteilung: Chemovare basierend auf individueller Cannabinoid- und Terpenstruktur

Üblicherweise werden Cannabissorten heutzutage anhand ihrer Genetik in Sativa- oder Indica-Sorten eingeteilt. Zusätzlich gibt es Hybride, so genannte Mischformen mit einer Sativa- bzw. Indica-Dominanz. Diese Einteilung ist zwar durchaus etabliert, gerät jedoch zunehmend in die Kritik. Forscher:innen bemängeln vor allem die irreführende Bezeichnung, da sie auf einer willkürlichen Verbindung zwischen morphologischen, pflanzenphysiologischen, chemotaxonomischen (bezgl. Des THC-/CBD-Gehalts) und biogeographischen Merkmale beruht. Dies steht jedoch in keiner unmittelbaren Beziehung zu ihrer pharmakologischen Wirkung. Genetische Analysen belegen, dass alle Cannabispflanzen schlussendlich auf den Ursprung Cannabis sativa zurückgehen und somit die Unterscheidung in Sativa und Indica mehr als fraglich ist.  

Auf der Suche nach einer sinnvollen und vor allen Dingen wissenschaftlich begründeten Einteilung rückt ein Begriff in den Vordergrund: Chemovare bzw. Chemotypen. Der Begriff Chemovar berücksichtigt die individuelle Cannabinoid- und Terpenstruktur jeder Sorte. Im übertragenden Sinne ist auch vom chemischen Fingerabdruck die Rede.  

Warum es sinnvoll sein kann, Terpene bei der Sortenauswahl zu berücksichtigen und welche Terpene, welche Wirkung vermitteln können, wollen wir in unserem Spezial zu „Terpenen im Cannabis“ im Februar näher beleuchten! Dazu finden Sie entsprechende Beiträge zum Nachlesen auf unserer Website bzw. zum Hören im Grünhorn Academy Podcast auf Spotify, Apple Podcasts oder YouTube

JOURNAL CLUB

 

Die Grünhorn Academy stellt jeden Monat aktuelle Veröffentlichungen aus dem Bereichen Medizinalcannabis vor.
Dieses Mal stellen wir Ihnen zum einen eine Studie zur Anwendung von CBD-dominiertem Cannabis bei Angstpatienten und zum anderen eine Übersichtsarbeit zur Darmmikrobiom-Cannabis-Achse in der Krebstherapie vor.

 

CBD-dominiertes Cannabis kann Anspannung bei Angstpatienten verringern

In einer US-Amerikanischen Studie am Instituts für Kognitionswissenschaften an der Universität von Colorado in Boulder wurden 42 Teilnehmer mit Angstsymptomen, die kein Cannabis einnahmen, mit 258 Teilnehmern mit Angstsymptomen verglichen, die etwa drei- bis viermal pro Woche Cannabis einnahmen. Die Cannabis-einnehmenden Teilnehmer, wurden nach dem Zufallsprinzip einer von drei Bedingungen zugewiesen: THC-dominant (24% THC, <1% CBD), THC+CBD (12% THC, 12% CBD), oder CBD-dominant (<1% THC, 24% CBD). 
Im Zeitraum der vierwöchigen Studie berichteten alle Teilnehmer anhand mehrerer validierter Skalen über eine Verringerung der Angstzustände, wobei der CBD-dominante Cannabiskonsum nach Belieben mit niedrigeren Werten auf einer Angstsubskala verbunden war als der THC-dominante Konsum. Ebenso wurde der akute CBD-dominante Cannabiskonsum mit niedrigeren Werten auf einer Unterskala für Anspannung und Paranoia in Verbindung gebracht. Die Teilnehmer aller Cannabisbedingungen erlebten akute Veränderungen der positiven Stimmung. 

Bidwell, L. C., Martin-Willett, R., Skrzynski, C., Lisano, J., Ortiz Torres, M., Giordano, G., Hutchison, K. E., & Bryan, A. D. (2024). Acute and Extended Anxiolytic Effects of Cannabidiol in Cannabis Flower: A Quasi-Experimental ad libitum Use Study. Cannabis and cannabinoid research, 10.1089/can.2023.0187. Advance online publication.

Aktuelle Erkenntnisse zur Nutzung der Darmmikrobiom-Cannabis-Achse in der Krebstherapie 

Die Literatur zeigt vielversprechende Ansätze zur Nutzung der Darmmikrobiom-Cannabis-Achse in der Krebstherapie auf. Jedoch müssen mehrere wichtige Aspekte berücksichtigt werden. Erstens stellt die individuelle Variation der Darmmikrobiota eine Herausforderung bei der Entwicklung allgemeiner Behandlungsstrategien dar. Die Vielfalt der Darmmikrobiota kann zu Unterschieden im Cannabinoid-Stoffwechsel und im Ansprechen auf die Behandlung führen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit personalisierter medizinischer Ansätze. Das zunehmende Interesse an der Rolle des Darmmikrobioms und von Cannabis in der Krebsbehandlung hat die Nachfrage nach aktuellen und umfassenden Übersichtsarbeiten für Forscher und medizinisches Fachpersonal erhöht. Diese Übersichtsarbeit ist eine zeitgemäße und unschätzbare Ressource, die die neuesten Forschungsergebnisse zusammenfasst und aufkommende Trends aufzeigt. Sie bietet eine gründliche Untersuchung der Literatur zum Zusammenspiel zwischen dem Darmmikrobiom und Cannabis, insbesondere deren potenzielle Auswirkungen auf Krebs. Ziel ist die Entwicklung innovativer und effektiver therapeutischer Strategien für die Krebsbehandlung.  

Al-Khazaleh, A. K., Jaye, K., Chang, D., Münch, G. W., & Bhuyan, D. J. (2024). Buds and Bugs: A Fascinating Tale of Gut Microbiota and Cannabis in the Fight against Cancer. International journal of molecular sciences, 25(2), 872. 

UNTERSTÜTZUNG IM PRAXISALLTAG

Kostenübernahme durch die Krankenkassen

Die Aufzeichnung unseres letzten Academy Webinars zum Thema „Kostenübernahme in der Cannabistherapie“ finden Sie ab sofort auf unserem YouTube-Kanal.

Wenn Sie die Folien zum Vortrag haben möchten schreiben, Sie uns eine kurze Mail an: medical@gruenhorn.de

 
Wenn Sie weitere Fragen, Anmerkungen oder Wünsche haben können Sie sich jederzeit an medical@gruenhorn.de wenden.
Dr. Nadine Herwig
Leiterin der Grünhorn Academy
Biochemikerin