GESCHLECHTSUNTERSCHIEDE: CANNABISWIRKUNG

  • Geschlechtsspezifische Unterschiede: Wirkt Cannabis bei Frauen und Männern unterschiedlich?
  • Cannabis & Migräne: Kann medizinisches Cannabis bei Migräne helfen?
  • Kostenübernahme durch die Krankenkasse: Hilfestellung durch Grünhorn

Die Cannabistherapie hat in den letzten Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen, da sie als vielversprechende Option für die Behandlung verschiedener Gesundheitszustände gilt. Doch während die Forschung über die Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis voranschreitet, wird zunehmend klar, dass geschlechtsspezifische Unterschiede eine wichtige Rolle bei der Anwendung und den Auswirkungen der Cannabinoid-Therapie spielen. In diesem Beitrag werden die geschlechtsspezifischen Aspekte der Cannabistherapie näher betrachtet. 

INDIKATION

Frauengesundheit und medizinisches Cannabis

Die Frauengesundheit ist ein facettenreiches und wichtiges Thema, das die körperlichen, emotionalen und sozialen Aspekte des Wohlbefindens von Frauen betrifft. Wir beleuchten im aktuellen Beitrag zum Einsatz von medizinischem Cannabis bei verschiedenen Indikationen das Thema „Frauengesundheit“ näher. Medizinisches Cannabis kann auf verschiedene Weisen eingesetzt werden, insbesondere zur Linderung von Symptomen, die mit verschiedenen Lebensphasen (Menopause) und gesundheitlichen Bedingungen von Frauen (Prämenstruelles Syndrom) verbunden sind. 

 
Zur Behandlung der Endometriose wurde medizinisches Cannabis bereits in die Behandlungsleitlinie zur Therapie der neuropathischen Schmerzkomponente aufgenommen. Eine Zusammenstellung der aktuellen Studienergebnisse zum Einsatz von medizinischem Cannabis bei Endometriose finden Sie hier! 

JOURNAL CLUB

 

Die Grünhorn Academy stellt jeden Monat aktuelle Veröffentlichungen aus dem Bereichen Medizinalcannabis vor.
Dieses Mal stellen wir Ihnen eine Studie zum Einsatz von medizinischem Cannabis bei Migräne und eine Querschnittsstudie zum Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei regelmäßiger Cannabiseinnahme vor. 

 

Medizinisches Cannabis kann laut einer Placebo-kontrollierten Studie gegen akute Migräne helfen 

Gemäß einer 4-armigen Placebo-kontrollierten Studie mit 92 Teilnehmer:innen, durchgeführt von Forschenden der Universität von Kalifornien in San Diego, USA, konnte Cannabis die Schmerzen bei Migräne reduzieren. Die Teilnehmer:innen wurden mit verdampften Cannabisblüten behandelt, die entweder 6% THC, 11% CBD, eine Kombination aus 6% THC und 11% CBD oder ein Placebo enthielten, wobei bis zu vier separate Migräneanfälle behandelt wurden. Der primäre Endpunkt der Studie war die Schmerzlinderung, während die sekundären Endpunkte die Schmerzfreiheit und die Befreiung von den am meisten störenden Symptomen waren. 

Die Ergebnisse zeigten, dass THC+CBD im Vergleich zum Placebo überlegen war, sowohl hinsichtlich der Schmerzlinderung (67% vs. 47%) als auch der Schmerzfreiheit (35% vs. 16%) nach 2 Stunden sowie der anhaltenden Schmerzfreiheit nach 24 Stunden. THC-dominantes Cannabis war dem Placebo ebenfalls in Bezug auf die Schmerzlinderung überlegen (69% vs. 47%), nicht jedoch in Bezug auf die Schmerzfreiheit nach 2 Stunden. Die CBD-dominante Substanz zeigte keine Überlegenheit gegenüber dem Placebo in Bezug auf Schmerzlinderung und Schmerzfreiheit nach 2 Stunden. Es traten keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse auf. Die Autoren schlussfolgerten, dass "eine akute Migränebehandlung mit 6% THC + 11% CBD dem Placebo 2 Stunden nach der Behandlung überlegen war und die Vorteile nach 24 und 48 Stunden anhielten". 

Schuster NM, Wallace MS, Marcotte TD, Buse DC, Lee E, Liu L, Sexton M. Vaporized Cannabis versus Placebo for Acute Migraine: A Randomized Controlled Trial. medRxiv [Preprint]. 2024 Feb 18:2024.02.16.24302843. 

Regelmäßige Cannabiseinnahme erhöht möglicherweise das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen 

In einer bevölkerungsbasierten Querschnittsstudie, die Daten aus dem Behavioral Risk Factor Surveillance Survey von 2016 bis 2020 mit insgesamt 434.104 Befragten verwendete, wurde die tägliche Cannabiseinnahme mit einem leichten Anstieg des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Erwachsenen im Alter von 18 bis 74 Jahren in Verbindung gebracht. Unter den Befragten betrug die Prävalenz der täglichen und nicht täglichen Cannabiseinnahme 4% bzw. 7,1%. 

Das bereinigte Quotenverhältnis für den Zusammenhang zwischen täglicher Cannabiseinnahme und koronarer Herzkrankheit, Myokardinfarkt und Schlaganfall betrug 1,16, 1,25 bzw. 1,42. Die Zusammenhänge zwischen Cannabiseinnahme und kardiovaskulären Folgen waren bei Männern über 55 Jahren und Frauen über 65 Jahren ähnlich. Die Autoren schlussfolgerten, dass Cannabiskonsum "mit ungünstigen kardiovaskulären Folgen verbunden ist, wobei ein höherer Konsum (mehr Tage pro Monat) mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für ungünstige Folgen verbunden ist". 

Jeffers, A. M., Glantz, S., Byers, A. L., & Keyhani, S. (2024). Association of Cannabis Use With Cardiovascular Outcomes Among US Adults. Journal of the American Heart Association, e030178. Advance online publication. 

UNTERSTÜTZUNG IM PRAXISALLTAG

Kostenübernahme durch die Krankenkassen

Nach wie vor stellt die Kostenübernahme durch die Krankenkasse eine hohe bürokratische Hürde bei der Verordnung der Cannabistherapie dar. Wir haben auf unserer Website alle nötigen Informationen zu diesem Thema zusammengetragen. Hier finden Sie auch eine Checkliste für die ersten Schritte auf dem Weg zur Antragstellung. 
 
Wenn Sie weitere Fragen, Anmerkungen oder Wünsche haben können Sie sich jederzeit an medical@gruenhorn.de wenden.
Dr. Nadine Herwig
Leiterin der Grünhorn Academy
Biochemikerin