FACHWISSEN G-BA BESCHLUSS

Die neuen Bestimmungen, die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) im Juli beschlossen hat, erleichtern Ärzt:innen die Verschreibung von Medizinalcannabis, indem die Genehmigungspflicht für bestimmte Facharztgruppen entfällt. Patient:innen mit schweren Erkrankungen wie Krebs und chronischen Schmerzen profitieren von schnelleren Therapieentscheidungen, ohne lange auf Krankenkassengenehmigungen warten zu müssen.

Wir haben in einem Blog-Beitrag alle wichtigen Infos, u.a. welche Facharztgruppen eingeschlossen sind, dazu zusammengefasst:

Doch wie sieht das im Praxis-Alltag aus? Unser Senior Market Access und Key Account Manager Carsten Schütz wird beim nächsten Grünhorn Info-Nachmittag am 04.09.24 um 15 Uhr über folgende Themen informieren:

  • Hintergrund und Ziele des G-BA Beschlusses: Was bedeutet die Änderung?
  • Auswirkungen auf Patient:innen und Leistungserbringer: Welche Änderungen ergeben sich für die Patient:innen, Ärzt:innen und Krankenkassen?
  • Rechtsfolgen und Handlungsmöglichkeiten: Welche rechtlichen Konsequenzen ergeben sich aus dem Beschluss?
Nach einem informativen Vortrag wird es ausreichend Zeit für eine offene Diskussion und Ihre Fragen geben. Zur Anmeldung registrieren Sie sich bitte unter folgendem Link:

INDIKATION

Angststörung und Cannabis

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit. Sie können das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen und sind oft schwer zu behandeln. Traditionelle Therapien wie Psychotherapie und Medikamente (Antidepressiva und Anxiolytika wie Benzodiazepine) sind weit verbreitet, jedoch häufig mit unerwünschten Nebenwirkungen oder unzureichender Wirkung verbunden. Daher wächst das Interesse an alternativen Behandlungsansätzen. Einer dieser Ansätze ist der Einsatz von medizinischem Cannabis, das in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Forschung gerückt ist.

 
Inwiefern aktuelle Studien einen Hinweis auf die Wirkung von Cannabis liefern und welche Risiken insbesondere bei psychischen Erkrankungen zu beachten sind, können Sie hier nachlesen!

JOURNAL CLUB

Die Grünhorn Academy stellt jeden Monat aktuelle Veröffentlichungen aus dem Bereich Medizinalcannabis vor.

Dieses Mal stellen wir Ihnen eine aktuelle Studie zum Einsatz von medizinischen Cannabis bei Gilles-de-la-Tourette-Patient:innen sowie eine Studie zur neuropsychologischen Wirkung von THC und CBD an gesunden Probanden zur Bestimmung des Sicherheitsprofils vor.

 

Cannabis zeigt positive Effekte bei Gilles-de-la-Tourette-Patient:innen in einer realen Umgebung

Eine israelische Forschergruppe untersuchte mittels eines Fragebogens den Nutzen von medizinischem Cannabis bei 70 Tourette-Patient:innen. Die durchschnittliche Tagesdosis von THC und CBD betrug 123 bzw. 50,5 mg. Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität, des Beschäftigungsstatus und eine Reduktion der benötigten Medikamente. Bei Komorbiditäten wie Zwangsstörungen und Angstzuständen berichteten die Patient:innen von Verbesserungen. Allerdings gab es keine signifikanten Verbesserungen bei motorischen und vokalen Tics oder der allgemeinen Stimmung. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Schwindel (n=4) und gesteigerter Appetit (n=3).

Barchel D, Stolar O, Ziv-Baran T, Gueta I, Berkovitch M, Kohn E, Bar-Lev Schleider L. Use of Medical Cannabis in Patients with Gilles de la Tourette's Syndrome in a Real-World Setting. Cannabis Cannabinoid Res. 2024 Feb;9(1):293-299.

THC und CBD verringern patienten-individuell die neurokognitive Leistung und Stimmung

Da Medikamente auf Cannabinoidbasis bei der Behandlung refraktärer Erkrankungen immer beliebter werden, ist es von entscheidender Bedeutung die neurokognitiven Auswirkungen der häufig verschriebenen Produkte zu untersuchen, um die damit verbundenen Sicherheitsprofile zu gewährleisten. Im Rahmen eines randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Versuchsdesigns wurden 31 gesunde Teilnehmer:innen (16 Frauen, 15 Männer) im Alter zwischen 21 und 58 Jahren über einen Zeitraum von zwei Wochen untersucht. Die neurokognitiven Leistungen wurden mittels anerkannter Tests bewertet und der subjektive Zustand sowie die Stimmung mittels Fragebögen ermittelt. Die Einnahme des Cannabisextrakt beeinträchtigte ausgewählte Aspekte des visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnisses und der verzögerten Mustererkennung. Die subjektive Zufriedenheit und die Freundlichkeit waren etwa 2,5 Stunden nach der Einnahme im Vergleich zu Placebo leicht erhöht. Gegensätzliche Berichte über Schläfrigkeit und Sedierung zwischen drei und sechs Stunden nach der Verabreichung des Cannabisextraktes unterstreichen einmal mehr die patienten-individuellen Unterschiede im Wirkprofil von medizinischem Cannabis.

Manning B, Hayley AC, Catchlove S, Stough C, Downey LA. A randomised, placebo-controlled, double blind, crossover trial on the effect of a 20:1 cannabidiol: Δ9-tetrahydrocannabinol medical cannabis product on neurocognition, attention, and mood. Eur Neuropsychopharmacol. 2024 May;82:35-43. 

UNTERSTÜTZUNG IM PRAXISALLTAG

Studien zu ausgewählten Indikationen

Wir sammeln aktuelle Studien zum Einsatz von medizinischem Cannabis bei verschiedenen Indikationen. Welche Erkenntnisse dabei bereits gewonnen wurden, finden Sie hier:
 
Sollten Sie darüber hinaus weitere Literatur, beispielsweise im Rahmen des Antrages auf Kostenübernahme benötigen, oder sind am Einsatz der Cannabistherapie bei speziellen Erkrankungen interessiert, schreiben Sie eine Mail an medical@gruenhorn.de.
Dr. rer. nat. Nadine Herwig
Leiterin der Grünhorn Academy