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Kurz-Interview: Frau Prof. Müller-Vahl

Wir haben mit Prof. Dr. Kirsten Müller-Vahl, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und eine der erfahrensten Ärztinnen in Deutschland im Bereich Cannabistherapie, gesprochen. Im Interview macht sie deutlich, warum Cannabis in der Schmerzmedizin mehr Aufmerksamkeit verdient und wie sie den aktuellen wissenschaftlichen Diskurs bewertet. 
 
Cannabis in der Schmerztherapie 
Cannabinoide seien zwar nicht so stark wirksam wie Opioide, erklärt Müller-Vahl, dafür aber deutlich besser verträglich. „Ich bin mir sicher, dass Cannabis in den Leitlinien bald vor den Opioiden stehen wird“, sagt sie. Schon heute zeigen Studien, dass Cannabis-Arzneimittel nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch den Einsatz klassischer Schmerzmittel und Opiate verringern können. 
 

Cannabis und Psychose-Risiko 
Auch das Thema cannabisinduzierte Psychosen ordnet sie ein. Wie häufig diese überhaupt vorkommen, sei wissenschaftlich schwer zu beurteilen. „Vermutlich handelt es sich viel häufiger als bisher angenommen lediglich um zeitlich zufällig zusammentreffende Ereignisse“, so Frau Prof. Müller-Vahl. Um einen tatsächlichen ursächlichen Zusammenhang belegen zu können, sind weitere methodisch hochwertige und unvoreingenommene Untersuchungen erforderlich. 
 

Darreichungsform Blüten 
Beim Blick auf die Darreichungsformen spricht sich die Expertin klar für Cannabisblüten aus. Diese hätten eine eindeutige pharmakologische Berechtigung. Zwar gebe es Missbrauch, räumt sie ein, doch solange es keine echte Alternative hinsichtlich Wirkeintritt, Wirkdauer und Dosierbarkeit gebe, „dürfen wir den Patient:innen diese Form nicht nehmen“. 

INDIKATON

Medizinisches Cannabis wird zunehmend bei schwer behandelbaren Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen diskutiert. Besonders bei Patient:innen unter Chemotherapie oder mit chronischen Erkrankungen zeigt sich, dass klassische Medikamente (Antiemetika) nicht immer ausreichend wirken. In diesem Beitrag erklären wir die biochemischen Grundlagen, fassen die aktuelle Studienlage zusammen und geben einen Überblick über Cannabis-basierte Arzneimittel von Canemes® bis Rezepturarzneimittel. 

JOURNAL CLUB

Die Grünhorn Academy berichtet jeden Monat über aktuelle Veröffentlichungen aus dem Bereich Medizinalcannabis. 

Dieses Mal stellen wir Ihnen eine Studie zum Thema Cannabis lindert wirksam Nervenschäden nach Chemotherapie sowie eine Beobachtungsstudie zu Cannabis-Extrakt lindert chronische Schmerzen und  verbessert die Lebensqualität vor.

 
Cannabis lindert wirksam Nervenschäden nach Chemotherapie 

 In einer aktuellen Studie aus Israel wurde untersucht, wie sich verschiedene Cannabispräparate auf die Chemotherapie-induzierte periphere Neuropathie (CIPN) auswirken. Die Auswertung von Daten von über 750 Patient:innen zeigt: Cannabis reduziert CIPN-Symptome wie Brennen, Taubheitsgefühle und Parästhesien deutlich und verbessert zugleich die Lebensqualität sowie die Fähigkeit, alltägliche Aktivitäten zu bewältigen. 

Besonders THC-reiche Präparate führten zu stärkeren Verbesserungen, insbesondere bei Brennen und Kälteempfindlichkeit. Höhere Dosierungen von THC sowie die Kombination von THC und CBD gingen mit einer ausgeprägteren Symptomlinderung einher. 

Die Autor:innen schließen daraus, dass Cannabis – vor allem THC-haltige Präparate – eine vielversprechende ergänzende Therapieoption für Patient:innen mit CIPN sein kann. Zugleich betonen sie, dass kontrollierte prospektive Studien notwendig sind, um optimale Dosierungen und Langzeiteffekte genauer zu bestimmen.

Geva R, Bar-Lev TH, Lavi Kutchuk LA, Schaffer T, Mirelman D, Pelles-Avraham S, Wolf I, Bar-Lev Schleider L. Comparative Effects of THC and CBD on Chemotherapy-Induced Peripheral Neuropathy: Insights from a Large Real-World Self-Reported Dataset. Biomedicines. 2025 Aug 6;13(8):1921.
Cannabis-Extrakt lindert chronische Schmerzen und verbessert die Lebensqualität

Die nicht-interventionellen Beobachtungsstudie „ESCAPE“, durchgeführt am Interdisziplinären Zentrum Klinische Studien (IZKS) der Universitätsmedizin Mainz, untersuchte den Einsatz eines ausgeglichenen Cannabisextrakts (THC25:CBD25) bei 64 Patient:innen mit chronischen Schmerzen, die mit herkömmlichen Therapien unzureichend behandelt waren.  

Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Verringerung der Schmerzintensität, gemessen auf der Numeric Rating Scale: Im Durchschnitt sank der Wert von 5,5 auf 3,4 Punkte, bei cannabis-naiven Patient:innen sogar von 5,9 auf 2,4 Punkte. Auch die Beeinträchtigung durch Schmerzen im Alltag nahm spürbar ab, und sowohl die körperliche als auch die psychische Lebensqualität verbesserten sich im Verlauf der Studie. 

Lediglich drei leichte bis moderate Nebenwirkungen (Appetitverlust, Schwindel und Übelkeit) wurden berichtet, schwerwiegende Ereignisse traten nicht auf. Darüber hinaus gaben sowohl Patient:innen als auch Ärzt:innen eine hohe Zufriedenheit mit der Behandlung an, und die Mehrheit würde den Extrakt weiterempfehlen.


Wagner Y, Samel I, Probst K, Schollenberger L, Ruckes C, Nadstawek J; ESCAPE Study Group. How to ESCAPE from Pain? An Observational Study on Improving Pain and Quality of Life with the Cannamedical® Hybrid Cannabis Extract. Adv Ther. 2025 Sep;42(9):4367-4389. 

PRAXISHILFE

Immer wieder erreichen uns Fragen, welche Darreichungsformen von medizinischem Cannabis es gibt und worin sich diese unterscheiden. In unserem aktuellen Blogbeitrag geben wir einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten – von Ölen und Kapseln bis hin zu Blüten und Cremes – und erklären, welche Vor- und Nachteile die einzelnen Formen haben. 
Wenn Sie weitere Fragen, Anmerkungen oder Wünsche haben können Sie sich jederzeit an medical@gruenhorn.de wenden. 
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